Donnerstag, 15. Oktober 2015

SpaM #22 - Ein Praktikumsbericht

Ich mache ja jeden Scheiß mit, und so hatte auch ich in diesem Jahr einen total niedlichen und einfältigen Praktikanten im Federkleid am Start, der Euch im folgenden seine Eindrücke von der SPIEL schildern möchte. Das wird sicher voll süß und so.



Rabis Praktikumsbericht

Fleischige Körper schieben sich durch die hohen Hallen, es riecht nach kaltem Schweiß. Spieler, die zur Schlachtbank getrieben werden. Doch kein Schlachter treibt Euch an… wenn, dann allenfalls metaphorisch. Gier! So nenne ich Dich, Du Schlachter des ludophilen Volkes, und verschlucke dabei die Vorsilbe „Neu“, denn solche Euphemismen sind mir fremd.

SPIEL!... Der imperative Leitspruch der Jubelfeier schlägt mir unausweichlich und allgegenwärtig ins Gesicht. Ob es woanders auch so ist? Werde ich auf der Anuga ebenso eindringlich aufgefordert? Friss! Spiel! Friss endlich! Spiel doch!

Plötzlich eine weitere Duftnote. Ich atme tief ein. Was rieche ich? Verzweiflung? Angst? Jawohl. Angst, etwas zu verpassen, in diesem ach so endlichen Leben, das allzu schnell vergeht. German Angst und German Games. Die Jahre, sie schreiten unaufhaltsam voran. Das, was gestern frisch und heiß begehrt war, ist heute nichts mehr wert. Ein Spiel darf reifen? Mitnichten, es zerfällt zu Staub in den Tides of Time! Es kommt unter die Hufe, wird zertrampelt vom nicht abreißen wollenden Strom des Neuen, so wie einst Mombasa… äh, Mufasa in einer Woge wilder Weißschwanzgnus.

Der eine ruft noch „I love Skyliners“, der andere entgegnet „Isle of Skye!“. Beides interessiert schon jetzt keine Sau mehr. Wann kommt endlich die Erweiterung? Hol den DeLorean, lass uns zur nächsten SPIEL fahren, meint man es schon flüstern zu hören, während noch ein einsamer Hausmeister schweigend die letzten Stanztableaus in Halle 3 zusammenfegt. Stanztableus, denen man das Spielmaterial entrissen hat um sie dann achtlos zu entsorgen. Leere Hüllen, von denen kaum noch jemand weiß, was sie einst waren. Wer sie einst waren... wie verprellte Liebende, die ihr Leid in billigem Wein ersaufen.

Und ich. Mittendrin in diesem Wahn. Orientierungslos lasse ich mich von Stand zu Stand treiben, spiele abermals das lustige Spiel. Grüße hier, grüße da. Siehe diesen und jenen. War das Udo Bartsch, oder wieder nur einer dieser Udo Bartsch-Cosplayer? Dort hinten steht Klemens Franz und fühlt sich immer noch als der neue Michael Menzel, der sich wiederum immer noch als der neue Franz Vohwinkel fühlt, ohne zu wissen, dass Dennis Lohausen längst der neue Klemens Franz geworden ist. Hallo, wie geht’s? Schon was tolles entdeckt? Sicher, ich weiß nur nicht was. Aber heute ist ja gar nicht so viel los hier. Muss wohl an dem tollen Wetter liegen, ist das jetzt gut oder schlecht? Haha!

Narren!

Mein Geist ist meinem Körper längst entflogen, schwebt über der Szenerie, beobachtet das Ganze in stillem Unglaube. Dort sehe ich einen Jungblogger. Er sieht verzweifelt aus. Ohje, er hat seine Presseeintrittskarte verloren. Was nun? Und dort, die Warteschlange an der Heidelberger Resterampe! Jemand stellt sich hinten an, klopft dem Vordermann auf die Schulter und zückt eine Karte. Aha, eine Robbe aus Beasty Bar! Das habe ich auch schon mal versucht, da hat auch niemand gelacht.

Höher und höher fliege ich, bis irgendwann alles verschwimmt zu einer undefinierbaren Masse aus Sackkarren, lustigen Geek-Shirts und Wiedereintrittsbändchen. Ein großes Ganzes deutet sich an, ich bin kurz davor es zu begreifen... Genau, das ist es! Klaus Lage hatte recht! Monopoly! Wir sind nur die Randfiguren in einem schlechten Spiel!

Ein gackerndes Lachen reißt mich zurück in die Realität… Oh, Hallo! Wie bitte? Ja, ich war kurz woanders. Ob ich schon bei Asmodee war? Ach, da war ich doch schon letztes Jahr. Die haben was neues? Nagut, ich gehe gleich mal dahin. Man will ja nichts verpassen.

- Rabi (der dämliche Zwillingsbruder von Huhni)

Rabi verschwindet nun mit dem DeLorean in den Untiefen einer vollkommen absurden Zeitreiselogik



Ja Mensch, das klingt doch wirklich so, als ob Rabi auf der SPIEL total viel Spaß gehabt hätte. Voll supi, lieber Rabi! Vielen Dank für Deinen tollen Bericht!

Dienstag, 6. Oktober 2015

SpaM #21 - Essen 2015

Ihr habt es vielleicht schon irgendwo gelesen: Übermorgen öffnet die SPIEL in Essen ihre Tore, der Wahnsinn geht in die nächste Runde. Für mich geht der Spaß dabei mal wieder einen Tag früher los, denn für Presse und Blogger gibt es schon am Mittwoch die ersten Termine... "Termine" ist dabei im Übrigen das Motto, unter dem die Messe für mich immer mehr steht. Pressekonferenz hier, Neuheitenschau da, Termin bei Verlag sowieso, dann direkt zum nächsten und zum nächsten, Essen gehen mit dem und dem, Redaktionskonferenz für die "Spiel Doch!", Abhängen am "Spiel des Jahres"-Stand und so weiter und so fort. Worum ging es nochmal eigentlich? Ach, um Spiele, stimmt.

Das Perverse an der Sache: Ich freue mich trotzdem drauf, insbesondere weil ich einen Großteil der Termine mit dem vergleichweise eher unattraktiven aber trotzdem lieben Guido Heinecke (bekannt von TricTrac.de oder so ähnlich) verbringen darf... und weil ich zwischendurch dann doch immer mal wieder auch ein bisschen Zeit zum Bummeln haben werde, auch wenn es vermutlich eher nicht reichen wird, irgendwelche Zweistunden-Klopper direkt auf der Messe auszuprobieren.

Achja, und weil Tristan danach konkret gefragt hat: Wenn mich jemand in der Masse erwischen sollte, dann freue ich mich auch dieses Jahr über jegliche Zu- oder Abneigungsbekundungen. Ihr dürft mich gerne High-Fiven, solange ihr Euch nach dem letzten Toilettengang auch brav die Pfoten gewaschen habt und es nicht in so komplizierte Geheimhandschlags-Verrenkungen ausartet, wie sie mir der Bretterwisser-Matthias seit Jahren abzunötigen versucht. Und auch sonst freue ich mich über jeden netten Plausch. Wenn jemand im Übrigen ganz hundertprozentig sicher gehen will, dass er mich trifft, dann bietet sich dazu folgender Termin an:

Am Sonntag von 12:00 Uhr bis 14:00 Uhr findet ihr mich am "Spiel des Jahres"-Stand (Halle 3, Stand D 101)

Da bin ich nämlich eingeteilt und freue mich über jeden, der mir "Hallo", "Hi" oder "Banane" sagen möchte oder dem ich irgendwelche Fragen rund um die Jury-Arbeit (oder auch zu sonstigen Themen) beantworten kann.

In diesem Sinne: Vielleicht sehen wir uns in ein paar wenigen Stunden bzw. Tagen. Ich freu mich!

SpaM #20 - Amigo im Herbst 2015

Tja, während der ein oder andere Szenemensch schon auf dem Weg zur Spiel ist, sitze ich hier noch gemütlich zu Hause und denke mir so: Boah, du hast endlich nochmal Zeit, ein paar Eindrücke niederzuschreiben. Zuletzt hatte ich mir ja zuerst nur arg vereinzelte Pegasus-Neuheiten und dann fast alle Komsos-Neuheiten zur Brust genommen. Ich möchte das weiter steigern und erzähle Euch nun etwas zum kompletten Herbstprogramm von Amigo. Ausgeklammert habe ich dabei nur "Privacy: Quickie"... So nen Schweinkram spielen wir auf diesem äußerst niveauvollen Blog nämlich nicht.

Es geht los, und das mal wieder mit den gewohnt hässlichen Farbbalken, die endgültig offenbaren, dass das Design dieser Seite von einem echten CSS-Profi stammt:

Kerflip!
Damon Tabb, 2 bis 4 Spieler
2013 konnte mich Amigo mit der deutschen Version von „Word on the Street“ überzeugen, 2015 schaffen sie es wieder mit einem Wortbau-Spiel. „Kerflip!“ ist dabei überraschend simpel und herkömmlich, aber irgendwie trotzdem gut. Wir ziehen jede Runde Buchstabensteine, packen diese auf die Spielfläche und versuchen dann gleichzeitig, in dem Bhsenutcablaslat Worte zu finden, die wir dann einfach rausposaunen. Wer sich früh für ein Wort entscheidet, bekommt dabei potentiell mehr Punkte, weil bereits benutzte Buchstaben für die Mitspieler nur noch halb so viel wert sind. Außerdem gibt es Bonuspunkte für die Erstverwendung schwieriger Buchstaben. Wer länger überlegt, schafft aber natürlich eher kompliziertere Worte, was wiederum durch die schiere Masse an Buchstaben ertragreich sein kann.

Eindruck: Eine einfache Idee gut umgesetzt… und das man benutzte Buchstaben am Rundenende einfach in die Spielschachtel fegen kann, finde ich auch ziemlich cool.

3 sind eine zu viel!
Christoph Behre und Reinhard Staupe, 2 bis 4 Spieler
Gilt für’s Liebesleben, gilt für Brustwarzen, gilt für die Nachspielzeit, wenn Köln knapp führt… und neuerdings gilt es auch für Farbkarten: 3 sind eine zu viel!

Wir sammeln Zahlenkarten in den sieben Standard-Farben: Türkis, violett, lindgrün, orangeorange (das noch orangere Orange!), dreckig-rotbräunlich, blassblau und ganz ausgeflippt: Gelb. Dabei wollen wir am Ende von jeder Farbe möglichst zwei, aber auf keinen Fall drei Karten haben, denn dann gibt es Minuspunkte und wir müssen in der Farbe wieder von vorne anfangen. Die Karten bekommen wir aus der gemeinsamen Auslage, die wir nach und nach mit unseren Handkarten bestücken. Sobald in einen Zahlenbereich (0 bis 29, 30 bis 59, 60 bis 89) die vierte Farbkarte gespielt wird, muss der ausspielende Spieler Karten nehmen, und zwar abhängig von der Position, an der seine grade gespielte Karte einsortiert wurde.

Eindruck: Hat seine netten Momente und den ein oder anderen Kniff. Mit mehr Spielern immer schwerer steuerbar.