Montag, 9. September 2013

Vorschau: Donburiko! (gestern waren's noch 46 Tage bis zur SPIEL '13)

Ich habe vor etwa einem Jahr in der Straßenbahn folgendes Gespräch zwischen zwei jungen Damen mitbekommen (ich würde deren Alter mal so etwa auf 13 bis 15 Jahre schätzen, aber wer weiß das schon so genau):

- Boah ey, meine Mutter soll mir mal ein neues Smartphone kaufen
- Hä, du hast doch vor Kurzem erst Dein neues Iphone bekommen?
- Ja, ich weiß. Das fand ich am Anfang ja auch voll schön. Aber jetzt hat das in der Schule jeder. Irgendwie find ich das jetzt nicht mehr so schön. Ich will jetzt lieber ein anderes haben.

Nein, ich scherze nicht... Schlimm, oder? Was aber noch schlimmer ist: Wir Brettspieler sind keinen Deut besser. Ständig versuchen wir, uns durch Exklusivität in unseren Sammlungen gegenseitig zu übertrumpfen. Mit dem neuesten alea-Titel braucht man es da eigentlich gar nicht erst versuchen, den hat spätestens nach einer Woche schließlich eh jeder. Nene, wer cool sein will, der braucht heutzutage entweder überteuerten Kickstarter-Kram oder etwas ganz Exotisches. In die letztgenannte Kategorie fällt ドンブリコ von  Autor マサノフ... Ähm... Donburiko von Autor Masanofu.


Donburiko

Donburiko ist gleich aus mehreren Gründen trendverdächtig.
  1. Das Spiel ist aus Japan, und das sieht man ihm sogar von außen an. Mit den asiatischen Schriftzeichen auf der Schachtel könnt Ihr Euch total weltmännisch geben.
  2. Das Spiel ist voll exklusiv. Abgesehen von der SPIEL '13 am Stand von Japon Brand werdet ihr es kaum irgendwo finden, und selbst für die SPIEL solltet Ihr es am besten vorbestellen (wie das geht, erfahrt ihr in diesem Post auf Boardgamegeek)
  3. Donburiko enthält nur 16 Karten und eine Handvoll Siegpunktchips. Die Regeln für das Spiel sind kürzer als der Text dieses Artikels. Somit ist Donburiko ein Mikro-Spiel, und Mikro-Spiele sind seit Love Letter ja eh voll toll.
  4. Donburiko hat eine Hintergrundgeschichte, die bezaubernd und skurril zugleich ist. Das Spiel basiert nämlich auf dem japanischen Kinderlied "Donguri Korokoro", das von Eicheln handelt, die von einem Berg purzeln, in einem Teich landen, dort Freundschaft mit einer Schmerle schließen aber irgendwann doch ihren Berg vermissen. Eine herrliche Abwechslung für alle, denen die üblichen Themen (Mittelalter, Weltraum, mediterraner Handel, Zombies...) zu Mainstream sind.
Manman, mein Exklusiv-o-Meter zeigt schon jetzt rekordverdächtige Werte an... Hoffentlich taugt das Spiel auch was... Schauen wir einfach mal genauer hin:

Donburiko ist ein Spiel für 2 bis 4 Hipster, deren Aufgabe es ist, die vom Berg gepurzelten Eicheln einzusammeln und zurückzutragen. Dazu erhalten die Spieler zu Beginn jeder Runde eine von der Spielerzahl abhängige Anzahl an Karten und zusätzlich noch ein paar Siegpunkt-Chips. Außerdem werden soviele Karten offen in der Tischmitte ausgelegt, wie Spieler teilnehmen. Diese Karten bilden die Startpunkte für die Kartenreihen, die die Spieler im Folgenden weiter ausbauen. Unter den Karten finden sich dabei zehn Eichelkarten (Werte 1, 2, 2, 3, 3, 4, 4, 5, "1 oder 5", "1 oder 5"), zwei Schmerlen-Karten (Wert 0) und vier Teich-Karten (Wert -1, -1, -2, -2).

Bild vom Verlag zur Verfügung gestellt

Im Verlauf einer Spielrunde legen die Spieler nun reihum Handkarten an die Kartenauslage an, wobei sie sich jeweils aussuchen können, ob sie ihre Karte verdeckt oder offen ausspielen. Das verdeckte Platzieren hat den offensichtlichen Vorteil, dass nur der ausspielende Spieler den Wert der Karte kennt, kostet den Spieler dafür aber einen Siegpunkt-Chip, der auf die ausgelegte Karte gelegt wird. Das offene Ausspielen einer Karte hingegen gilt als wohltätige Tat, für die der Spieler einen Siegpunkt-Chip aus der Bank gespendet bekommt. Alternativ zum Anlegen einer Karte kann jeder Spieler genau einmal pro Runde eine Kartenreihe seiner Wahl mit mindestens zwei Karten einsammeln (inklusive der auf den verdeckten Karten platzierten Siegpunkt-Chips). Dazu deckt der Spieler einfach sämtliche Karten einer Reihe auf und addiert dann die einzelnen Kartenwerte. Die Teich-Karten haben grundsätzlich negative Werte, werden allerdings bei Anwesenheit mindestens einer Schmerle automatisch in positive Werte umgewandelt (Die freundliche Schmerle fischt uns die Eicheln aus dem Teich). Bei den "1 oder 5"-Karten kann der Spieler sich den Wert jeweils aussuchen. Der so berechnete Gesamtwert der Kartenreihe gibt nun vor, wie viele Siegpunkte der Spieler bekommt, oder ob er eventuell sogar Siegpunkte abgeben muss. Liegt der Wert zwischen null und sechs, so erhält der Spieler eine entsprechende Anzahl an Punkte-Chips. Trifft er genau den Wert sechs, so gelingt ihm außerdem ein "Donburiko!", der die Runde automatisch für die anderen Spieler ohne Punkte beendet. Bei Werten unter null oder über sechs (zu viel geschleppt) erhält der Spieler keine Siegpunkte, sondern muss stattdessen die Differenz zum Grenzwert abgeben. Das Spiel endet, wenn ein Spieler 20 Punkte hat oder wenn der Bank die Siegpunkt-Chips ausgehen.

Tja, und das war's auch schon von den Regeln, wie sich das für so ein Mikro-Spiel eben einfach gehört. Zusammengefasst also eine pfiffige kleine Kartenübung mit schönen Bluff-Elementen. Meine Empfehlung an Euch alle wäre trotzdem, Euch das Spiel unbedingt NICHT zu kaufen. Ich will's mir nämlich holen (Kostenpunkt 10 €), wenn es am Ende dann aber zu viele Leute kaufen, gefällt es mir  vielleicht doch nicht mehr.

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